CAR-T-Zell-Therapie: Berichte über Durchbruch im Kampf gegen Krebs – was ist wirklich dran?
In der Krebsbehandlung wird die CAR-T-Zell-Therapie als bahnbrechend gefeiert. Sie zeigt große Erfolge bei Blutkrebs, birgt aber auch Risiken. Wie funktioniert die aufwendige Methode, wo liegen ihre Grenzen und was erhoffen sich Forschende für die Zukunft?
Kürzlich feierten einige Medien wieder einmal den "Durchbruch" in der Krebsbehandlung. Anlass war die Pressemitteilung einer führenden klinischen Forschungseinrichtung Spaniens. Die medizinische Leitung des Hospital Clínic Barcelona-IDIBAPS (Instituto de Investigaciones Biomédicas August Pi i Sunyer) hatte über einen historischen Meilenstein berichtet.
Seit 2017 wurden über 500 Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Formen von Blutkrebs in der Klinik mit sogenannten CAR-T-Zellen, also im Labor veränderten körpereigenen Abwehrzellen, behandelt. 50 bis 90 Prozent der Patienten sprachen auf die Behandlung an, bei mehr als der Hälfte von ihnen war die Erkrankung nach der Therapie verschwunden.
Genetische Risiken erkennen: Meilenstein in der Myelomforschung
Mit dem Ziel, Myelompatienten mit Hochrisiko-Myelom konsistenter zu identifizieren, haben PD Dr. Niels Weinhold vom Myelomzentrum Heidelberg und Professor Dr. Martin Kaiser vom Institute of Cancer Research (ICR) in London in Zusammenarbeit mit einem internationalen Konsortium eine umfangreiche Metaanalyse durchgeführt. Die Studie, die Daten von rund 14.000 Myelompatienten auswertete, zeigt, dass Patienten mit zwei oder mehr genetischen Hochrisiko-Veränderungen – dem sogenannten „Double-Hit“-Myelom – ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, einen frühen Krankheitsprogress zu erleiden und frühzeitig an der Erkrankung zu versterben.
Die Ergebnisse, die im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht wurden, bieten erstmals eine klare Grundlage, um Hochrisikopatienten gezielter zu identifizieren und neue Behandlungsansätze für diese Patientengruppe zu entwickeln.
Rückblick: Patiententag von Myelom.Online e.V.
Am 29. März 2025 fand unser Patiententag in Kooperation mit dem Universitären Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) im UKSH Lübeck mit rund 80 Patientinnen, Patienten und Angehörigen statt! Spannende Vorträge zu aktuellen Themen sowie der Austausch in gemütlicher Runde untereinander machten den Tag zu einem vollen Erfolg.
Ein großes Dankeschön an alle Referentinnen, Referenten und Besucher.
Wir freuen uns, die Folien zu den Vorträgen mit freundlicher Genehmigung der Referntinnen und Referenten hier zur Verfügung stellen zu können:
CAR-T-Zellen bei rezidiviertem Multiplem Myelom: Bessere Lebensqualität und langsamere Symptomverschlechterung unter Ciltacabtagen-Autoleucel (Cilta-cel, Carvykti®)
Die Therapie mit CAR-T-Zellen ist eine von mehreren neuen Optionen für Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom (r/rMM). Daten der Phase-3-Studie CARTITUDE-4 zu Effektivität und Sicherheit von Ciltacabtagen-Autoleucel (Cilta-Cel) nach 1–3 Vortherapien hatten ergeben, dass die Einmalinfusion von Cilta-Cel das Risiko für Progression oder Tod gegenüber dem Standard of Care (SOC) klinisch relevant senkte.
Fazit: „In der CARTITUDE-4-Studie wurde gezeigt, dass eine BCMA-CAR-T-Zell-Therapie mit Cilta-Cel langfristig die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom verbessert – vor allem durch die höhere Wirksamkeit“, erläutert Prof. Dr. med. Carsten Müller-Tidow, Ärztlicher Direktor an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Allerdings dauerte es nach der CAR-T-Zell-Therapie einige Zeit, bis die Lebensqualität messbar besser wurde. Das Risiko schwerer Nebenwirkungen mit Einschränkung der Lebensqualität besteht für längere Zeit nach einer CAR-T-Zell-Therapie. Insofern ist es eine wichtige Aufgabe bei der Behandlung mit CAR-T-Zellen, nicht nur weiter die Effektivität zu verbessern, sondern auch die Verträglichkeit und Lebensqualität in den Fokus zu stellen. Hierfür sind nach der Zulassung krankheits- und therapieübergreifende Register notwendig, um die Versorgungsqualität zu evaluieren.“
Capsaicinpflaster bei Chemotherapie-induzierter peripherer Neuropathie hilfreich
Wiederholte Anwendungen eines hochkonzentrierten Capsaicinpflasters können Schmerzen bei Chemotherapie-induzierter Neuropathie reduzieren. Das berichtet eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Arzneimittelherstellers Grünenthal auf den Deutschen Schmerz- und Palliativtagen 2025 in Frankfurt.
Eine Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN) ist eine häufige Komplikation der Tumortherapie und spricht oft unzureichend auf systemische Analgetika an. In dieser Studie wurden 169 Patienten untersucht, die zwischen 2015 und 2021 bis zu 4 Behandlungen mit einem Capsaicinpflaster erhielten.
Capsaicin ist der aktive Wirkstoff, der aus Chilischoten gewonnen wird. Das Pflaster („High-Concentration Capsaicin Patch“, HCCP) enthält 179 Milligramm des Wirkstoffes.