Unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Einsele (Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW), Nikhil Munshi (Dana-Farber Cancer Institute, Boston) und Adam Cohen (Hospital of the University of Pennsylvania, Philadelphia) fand vom 28. bis zum 29. März 2025 der sechste „Immune Effector Cell Therapies in Multiple Myeloma Workshop” der Internal Myeloma Society (IMS) in Boston, Massachusetts, statt. Das abwechslungsreiche Programm mit hochkarätigen Referierenden führten etwa 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Klinikerinnen und Kliniker zusammen, um neue Entwicklungen und Herausforderungen von Immuntherapien bei der Behandlung des Multiplen Myeloms zu diskutieren.
Multiples Myelom: Zulassungsempfehlung für Blenrep® (Belantamab-Mafodotin)
In seiner Sitzung im Mai 2025 hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung von 10 neuen Arzneimitteln empfohlen. Darunter auch Blenrep® (Belantamab-Mafodotin) für Patienten mit rezidivierten oder refraktären Multiplen Myelom:
Das Arzneimittel ist zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären multiplen Myeloms vorgesehen – einer seltenen und bislang unheilbaren Krebserkrankung der Plasmazellen, die vor allem Menschen ab einem Alter von etwa 60 Jahren betrifft.
Belantamab-Mafodotin gehört zur Gruppe der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. Es handelt sich um einen humanisierten monoklonalen IgG1κ-Antikörper, der gezielt an das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf der Oberfläche von Myelomzellen bindet. Über den angekoppelten zelltoxischen Wirkstoff mcMMAF (Maleimidocaproyl-Monomethylauristatin F) wird in der Zelle ein Zellzyklus-Stillstand ausgelöst und eine antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität induziert – die Krebszellen werden also gezielt zerstört.
In 2 randomisierten, offenen Phase-3-Studien konnte Blenrep seine Wirksamkeit unter Beweis stellen: In Kombination mit Bortezomib und Dexamethason oder mit Pomalidomid und Dexamethason verlängerte es signifikant das progressionsfreie Überleben. Der Nutzen zeigte sich bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Myelom, die bereits mindestens eine Vorbehandlung erhalten hatten.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören unter anderem Sehbeeinträchtigungen wie verminderte Sehschärfe, verschwommenes Sehen, Trockenheit der Augen, Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit und Augenreizungen. Auch Keratopathien – also Veränderungen an der Hornhaut – traten auf. Darüber hinaus wurden Thrombozytopenie, Neutropenie, Anämie sowie Durchfall beobachtet.
S3-Leitlinie zur supportiven Therapie bei Krebserkrankungen aktualisiert
Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie ist eine neue Ausgabe der S3-Leitlinie zur supportiven Therapie bei onkologischen Patienten erschienen.
Die supportive Therapie ist ein zentraler Baustein in der Krebsbehandlung: Sie trägt dazu bei, Therapienebenwirkungen zu reduzieren, zum Beispiel Hautausschläge, kardiologische Komplikationen und Magen-Darm-Probleme.
Schwelendes Myelom: Übergang in aktive Krankheit aufhalten
Mit einer bestimmten Antikörpertherapie ist dies möglich, wie die Ergebnisse einer Phase III-Studie zeigen.
Für die Behandlung bei multiplem Myelom steht seit geraumer Zeit ein sogenannter Anti-CD38-Antikörper zur Verfügung, mit dessen Hilfe der Krankheitsprozess vorübergehend gestoppt werden kann. Auch bei noch schwelendem multiplem Myelom lohnt sich sein Einsatz, nämlich dann, wenn ein hohes Risiko besteht, dass sich eine aktive Erkrankung daraus entwickelt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine.
Rückblick auf den IMS-Workshop 2025: Neue Entwicklungen in der Immuntherapie zur Behandlung des Multiplen Myeloms
Darmmikrobiom: Modulator der CAR-T-Zelltherapie
Das Mikrobiom beeinflusst die Prognose unter Immuntherapien, sei es Checkpoint-Blockade, Stammzelltransplantation oder CAR-T-Zelltherapie. Es gilt die Faustregel: höhere Diversität, besseres Outcome. Standardisierte Empfehlungen für Mikrobiom-Therapeutika oder Probiotika fehlen bislang. OA Dr. Erik Thiele-Orberg, PhD stellt im Videostatement allerdings einen vielversprechenden Ansatz zur Verbesserung der Outcomes vor: die bereits erprobte Mikrobiota-Transplantation bei antibiotisch vorbehandelten Patient:innen vor CAR-T-Zelltherapie.