„Immunmodulatoren“ sind Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen – also seine Aktivität entweder verstärken oder abschwächen. Beim Multiplen Myelom gehören bestimmte Immunmodulatoren zu den wichtigsten Medikamenten in der Behandlung.
Was sind immunmodulierende Medikamente beim Myelom?
Beim Myelom werden vor allem sogenannte IMiDs eingesetzt – das steht für „immunmodulatorische Substanzen“. Dazu gehören:
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Thalidomid
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Lenalidomid (Revlimid®)
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Pomalidomid (Imnovid®)
Wie wirken sie?
Diese Medikamente:
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hemmen das Wachstum der Myelomzellen,
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fördern die Zerstörung von Krebszellen durch das Immunsystem,
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unterdrücken die Bildung neuer Blutgefäße (die der Tumor zum Wachsen braucht),
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beeinflussen bestimmte Immunzellen, um die Krebsabwehr zu stärken.
Wichtiger Hinweis:
Die Anwendung von Immunmodulatoren ist individuell sehr verschieden und hängt von vielen Faktoren ab (z. B. Krankheitsstadium, Vorbehandlungen, Begleiterkrankungen). Deshalb ist eine enge ärztliche Begleitung unbedingt erforderlich.
Iberdomid
Iberdomid (auch bekannt unter dem Forschungsnamen CC-220) ist ein neues immunmodulierendes Medikament in der Behandlung des Multiplen Myeloms. Es gehört zur gleichen Wirkstoffgruppe wie Lenalidomid oder Pomalidomid, ist aber weiterentwickelt – man nennt das auch eine Next-Generation-IMiD.
Was ist Iberdomid genau?
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Iberdomid ist ein sogenannter CELMoD (Cereblon E3 Ligase Modulating Drug).
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Es wirkt ähnlich wie Lenalidomid oder Pomalidomid, aber zielgerichteter und stärker.
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Es wird meist in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben, z. B. Dexamethason oder monoklonalen Antikörpern wie Daratumumab.
Wofür wird es eingesetzt?
Iberdomid wird bisher hauptsächlich in klinischen Studien untersucht, vor allem bei:
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Rückfällen (wenn das Myelom nach früheren Therapien wiederkommt),
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therapieresistentem Myelom (wenn andere Medikamente nicht mehr wirken).
Die bisherigen Studienergebnisse sind vielversprechend – Iberdomid könnte eine wichtige neue Option für Patient:innen sein, bei denen herkömmliche Therapien nicht mehr ausreichend wirken.
Vorteile laut bisherigen Studien:
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Stärkere Aktivierung des Immunsystems gegen Myelomzellen
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Auch wirksam bei Patient:innen, die resistent gegen Lenalidomid/Pomalidomid sind
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Kombinierbar mit anderen Wirkstoffen
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In Tablettenform einnehmbar
Was ist noch wichtig?
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Noch nicht breit verfügbar: Iberdomid befindet sich (Stand 2025) noch in der Zulassungsphase oder wird nur im Rahmen von Studien gegeben.
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Nebenwirkungen können ähnlich sein wie bei anderen IMiDs: Blutbildveränderungen, Müdigkeit, Infektrisiko etc.
Lenalidomid (Revlimid® bzw. diverse Generika)
Lenalidomid (Handelsname: Revlimid®) ist ein sehr häufig eingesetztes Medikament in der Behandlung des Multiplen Myeloms. Es gehört zur Gruppe der Immunmodulatoren – also Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen und gleichzeitig gegen Krebszellen wirken.
Was ist Lenalidomid?
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Es ist ein sogenannter IMiD (immunmodulatorischer Wirkstoff), ein weiterentwickeltes Derivat von Thalidomid.
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Es wirkt auf mehrere Wege gleichzeitig gegen das Myelom:
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Hemmt das Tumorwachstum
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Stärkt das Immunsystem beim Angriff auf Krebszellen
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Verhindert die Neubildung von Blutgefäßen, die der Tumor zum Wachsen braucht
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Wann wird Lenalidomid eingesetzt?
Lenalidomid ist bei vielen Patient:innen ein zentrales Medikament, zum Beispiel:
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Als Erhaltungstherapie nach einer Stammzelltransplantation
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In Kombination mit anderen Medikamenten bei der Erstbehandlung
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Bei Rückfällen, also wenn das Myelom erneut auftritt
Vorteile
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Tabletteneinnahme – keine Infusion nötig
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In vielen Therapiephasen einsetzbar
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Bewährte Langzeiterfahrung
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Erhaltungstherapie mit Lenalidomid kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen
Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei jedem Medikament können auch bei Lenalidomid Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören:
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Blutbildveränderungen (z. B. weniger weiße Blutkörperchen oder Blutplättchen)
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Erhöhtes Infektionsrisiko
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Müdigkeit, Schwäche
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Thrombosegefahr (erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel – deshalb oft kombiniert mit blutverdünnenden Medikamenten)
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In seltenen Fällen: Neurologische Beschwerden, Hautausschläge, Durchfall
Wichtig für Frauen im gebärfähigen Alter
Lenalidomid ist fruchtschädigend (wie Thalidomid früher). Daher gelten strenge Schutzmaßnahmen, z. B.:
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Schwangerschaftsverhütung
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Regelmäßige Schwangerschaftstests
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Besondere Aufklärung durch die Ärztin/den Arzt
Pomalidomid (Imnovid® bzw. diverse Generika)
Pomalidomid (Handelsname: Imnovid®) ist ein Medikament zur Behandlung des Multiplen Myeloms und gehört – wie Lenalidomid und Thalidomid – zur Gruppe der Immunmodulatoren (IMiDs). Es ist eine weiterentwickelte Substanzmit starker Wirkung, vor allem in späteren Krankheitsphasen.
Was ist Pomalidomid?
Pomalidomid ist ein sogenannter dritter Generation IMiD. Es wirkt:
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tumorhemmend (es hindert Myelomzellen am Wachsen),
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immunaktivierend (es hilft dem Körper, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen),
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hemmend auf neue Blutgefäße, die der Tumor braucht.
Wann wird Pomalidomid eingesetzt?
Pomalidomid wird meist dann eingesetzt, wenn:
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das Myelom nach früheren Therapien zurückkommt,
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die Erkrankung nicht mehr auf Lenalidomid oder Bortezomib anspricht.
Typischerweise wird es in Kombination mit:
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Dexamethason (Kortison),
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manchmal auch mit monoklonalen Antikörpern wie Daratumumab
verabreicht.
Vorteile
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Tabletteneinnahme zu Hause möglich
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Wirksam auch bei resistentem oder fortgeschrittenem Myelom
- Kombination mit neuen Wirkstoffen möglich
Besondere Hinweise
- Nicht in der Schwangerschaft erlaubt → wie Lenalidomid besteht ein hohes Risiko für Fehlbildungen.
- Es gilt ein spezielles Sicherheitsprogramm, damit keine Schwangerschaft während der Behandlung eintritt.
- Pomalidomid darf nur unter strenger ärztlicher Aufsicht verschrieben und abgegeben werden.
Thalidomid (Thalidomide®)
Thalidomid ist ein Medikament, das heute unter strenger Kontrolle zur Behandlung des Multiplen Myeloms eingesetzt wird – vor allem in bestimmten Situationen oder Ländern mit begrenztem Zugang zu neueren Medikamenten.
Was ist Thalidomid?
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Thalidomid ist der erste Vertreter der sogenannten IMiDs (Immunmodulatoren).
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Es wurde ursprünglich in den 1950er-Jahren als Schlafmittel verkauft – unter dem Namen Contergan – und später wegen schwerer Fehlbildungen bei Ungeborenen vom Markt genommen.
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Heute ist es – unter strengen Auflagen – wieder zugelassen, vor allem bei bestimmten Krebserkrankungen wie dem Multiplen Myelom.
Wie wirkt Thalidomid beim Multiplen Myelom?
Thalidomid:
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hemmt das Wachstum von Myelomzellen,
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unterdrückt neue Blutgefäße, die der Tumor braucht (antiangiogenetisch),
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stärkt bestimmte Abwehrzellen, die Krebszellen angreifen können.
Wann wird Thalidomid eingesetzt?
Thalidomid wird:
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oft in der Erstbehandlung eingesetzt (z. B. bei älteren Patient:innen, die nicht transplantiert werden),
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in Kombination mit Dexamethason und manchmal mit anderen Medikamenten verwendet,
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eher selten bei Rückfällen, da mittlerweile neuere IMiDs wie Lenalidomid oder Pomalidomid bevorzugt werden.
Sicherheit & Auflagen
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Frauen im gebärfähigen Alter müssen zwei Verhütungsmethoden anwenden.
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Regelmäßige Schwangerschaftstests sind Pflicht.
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Auch Männer, die Thalidomid einnehmen, müssen Verhütung beachten.