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Immun- und Wirkstoff-Konjugate

© iStock.com/Love Employee

Peptid-Wirkstoff-Konjugate

Peptid-Wirkstoff-Konjugate (PDCs) sind eine neue, gezielte Therapieform gegen Krebs – auch beim Multiplen Myelom wird dazu aktuell intensiv geforscht. Sie funktionieren ähnlich wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), aber mit einem Peptid (also einem kleinen Eiweißstück) als Zielstruktur.

Was ist ein Peptid-Wirkstoff-Konjugat?

Ein Peptid-Wirkstoff-Konjugat (PDC) besteht aus drei Teilen:

  1. Peptid – Das ist ein kurzer Eiweißabschnitt, der wie ein „Adressaufkleber“ gezielt an Oberflächenstrukturen (z. B. auf Myelomzellen) bindet.

  2. Wirkstoff (Toxin oder Chemotherapeutikum) – Dieser Teil zerstört die Zielzelle.

  3. Verbindung (Linker) – Hält beides zusammen und löst den Wirkstoff erst innerhalb der Zielzelle aus.

Wie funktioniert ein PDC?

  1. Das Peptid erkennt und bindet gezielt an ein Merkmal auf der Myelomzelle.

  2. Das ganze PDC wird in die Zelle aufgenommen.

  3. Dort wird der Wirkstoff freigesetzt und zerstört die Zelle von innen – möglichst ohne gesunde Zellen zu schädigen.

PDCs beim Multiplen Myelom

  • Noch in Entwicklung bzw. klinischen Studien

  • Ziel ist eine hochpräzise Therapie mit weniger Nebenwirkungen

  • Es wird nach spezifischen Zielstrukturen auf Myelomzellen gesucht, z. B. bestimmte Proteine, die es auf gesunden Zellen kaum gibt

Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK)

Ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK) – auf Englisch Antibody-Drug Conjugate (ADC) – ist eine moderne, zielgerichtete Krebstherapie. Auch beim Multiplen Myelom kommen solche Medikamente mittlerweile zum Einsatz oder sind in Entwicklung.

Was ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat?

Ein AWK besteht aus drei Teilen:

  1. Antikörper
    – erkennt ein ganz bestimmtes Zielmerkmal (Antigen) auf der Oberfläche von Krebszellen
    – beim Myelom z. B. das Protein BCMA

  2. Zytotoxischer Wirkstoff (Toxin)
    – eine sehr starke Substanz, die Zellen abtötet (z. B. eine Art Chemotherapie)

  3. Linker (Verbindungsteil)
    – sorgt dafür, dass der Wirkstoff erst in der Zielzelle freigesetzt wird, nicht vorher

Wie wirkt ein AWK beim Multiplen Myelom?

  1. Der Antikörper im Medikament bindet gezielt an Myelomzellen.

  2. Das AWK wird von der Zelle aufgenommen.

  3. Der Wirkstoff wird in der Zelle freigesetzt – und zerstört sie von innen.

  4. Gesunde Zellen bleiben weitgehend verschont, weil sie das Zielprotein nicht tragen.

Beispiele für AWKs beim Myelom

Belantamab-Mafodotin (Blenrep®)

  • Ziel: BCMA (B-Cell Maturation Antigen), ein Eiweiß auf Myelomzellen

  • Status: War in der EU zeitweise zugelassen, dann aber wieder zurückgezogen → neue Studien laufen

  • Typischer Einsatz: Bei fortgeschrittenem Myelom (nach mehreren Vortherapien)

Weitere AWKs in der Entwicklung:

  • AMG 224MEDI2228HDP-101 und andere

  • Zielstrukturen: meist BCMA oder andere spezielle Oberflächenmerkmale von Myelomzellen

Vorteile von AWKs

  • Sehr zielgerichtet → weniger Schäden an gesunden Zellen

  • Wirkung auch bei resistenten Erkrankungen möglich

  • Kombination mit anderen Therapien gut machbar

Wichtig zu wissen

  • AWKs sind meist noch Teil von klinischen Studien oder spezialisierten Zentren vorbehalten.

  • Manche Medikamente wurden zurückgezogen und werden nun überarbeitet oder in neuen Kombinationen getestet.

  • Das Ziel: langfristige Wirksamkeit mit möglichst wenig Nebenwirkungen.

Belantamab Mafodotin (Blenrep®)

Belantamab-Mafodotin (Handelsname: Blenrep®) ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK) zur Behandlung des Multiplen Myeloms – speziell bei Patient:innen, bei denen die Erkrankung nach mehreren anderen Therapien zurückgekehrt ist oder nicht mehr darauf anspricht (refraktäres/rezidiviertes Myelom).

Was ist Belantamab-Mafodotin?

Es ist ein zielgerichtetes Medikament, das aus drei Bestandteilen besteht:

  1. Antikörper: erkennt gezielt das BCMA-Protein (B-cell maturation antigen) auf Myelomzellen

  2. Wirkstoff (Mafodotin): ein starkes Zellgift, das die Krebszelle von innen zerstört

  3. Linker: verbindet Antikörper und Wirkstoff und sorgt dafür, dass der Wirkstoff erst in der Zielzelle freigesetzt wird

Wie wirkt es?

  1. Der Antikörper bindet an BCMA, ein Eiweiß, das fast nur auf Myelomzellen vorkommt.

  2. Die Zelle „verschluckt“ das Medikament.

  3. Mafodotin wird freigesetzt und zerstört die Zelle von innen.

  4. Zusätzlich kann das Immunsystem die markierte Zelle besser erkennen und angreifen.

Wann wird Blenrep® eingesetzt?

Blenrep® ist (bzw. war) gedacht für:

  • Erwachsene mit fortgeschrittenem Multiplen Myelom

  • nach mindestens vier Vorbehandlungen, darunter:

    • ein Proteasomen-Inhibitor (z. B. Bortezomib),

    • ein IMiD (z. B. Lenalidomid oder Pomalidomid),

    • und ein Anti-CD38-Antikörper (z. B. Daratumumab)

Zulassungsstatus (Stand 2025)

  • 2020: EU-Zulassung unter bestimmten Bedingungen

  • 2022: Zulassung zurückgezogen – aufgrund offener Fragen zur Wirksamkeit im Vergleich zu bestehenden Behandlungen

  • Aktuell (2025): Blenrep wird in neuen klinischen Studien weiter untersucht, oft in Kombination mit anderen Therapien

Das bedeutet: Der Einsatz ist aktuell nur im Rahmen von Studien oder Härtefallprogrammen möglich – nicht als Standardtherapie.

Vorteile

  • Zielgerichtet: greift gezielt Myelomzellen an, die BCMA tragen

  • Wirkung auch bei resistentem Myelom

  • Kann bei bestimmten Patient:innen zusätzliche Optionen eröffnen

Melflufen (Melphalanflufenamid, Pepaxti®)

Melflufen (voller Name: Melphalanflufenamid, Handelsname: Pepaxti®) ist ein relativ neues Medikament zur Behandlung des Multiplen Myeloms – speziell für Patient:innen, bei denen die Erkrankung nach mehreren Therapien zurückgekehrt ist (sogenannt refraktäres oder rezidiviertes Myelom).

Was ist Melflufen?

  • Melflufen ist ein sogenanntes peptidbasiertes Prodrug von Melphalan.

  • Es gehört zur Gruppe der alkylierenden Zytostatika, wirkt aber zielgerichteter als klassisches Melphalan.

  • Melflufen wird manchmal auch als Peptid-konjugiertes Medikament bezeichnet – es nutzt ein modernes „Smart-Delivery“-Prinzip.

Wie wirkt Melflufen?

  1. Melflufen wird als inaktive Substanz verabreicht.

  2. Es gelangt gezielt in Krebszellen, wo bestimmte Enzyme (Aminopeptidasen) den Wirkstoff freisetzen.

  3. Das freigesetzte Melphalan schädigt die DNA der Zelle – sie stirbt ab.

  4. Gesunde Zellen sind weniger betroffen, weil sie die Enzyme seltener in hoher Konzentration besitzen.

Vereinfacht gesagt: Melflufen ist wie ein Trojanisches Pferd – es bringt die aktive Substanz in die Krebszelle, wo sie erst dann ihre Wirkung entfaltet.

Für wen ist Melflufen gedacht?

Melflufen wird eingesetzt bei:

  • Erwachsenen mit stark vorbehandeltem Multiplen Myelom

  • wenn die Erkrankung nicht mehr auf Standardtherapien wie Proteasomen-Inhibitoren, IMiDs (z. B. Lenalidomid, Pomalidomid) oder Anti-CD38-Antikörper anspricht

Zulassung in Europa

  • 2022: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat Melflufen unter dem Namen Pepaxti® bedingt zugelassen.

  • Es darf in bestimmten Situationen eingesetzt werden – oft in Kombination mit Dexamethason.

Vorteile

  • Wirksam auch bei stark vorbehandelten Patient:innen

  • Gezielte Wirkung in Myelomzellen durch Enzymspaltung

  • Intravenöse Gabe, in der Regel alle 28 Tage

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