Eingabehilfen öffnen

Skip to main content

Bispezifischer Antikörper

© iStock.com/Meletios Verras

Ein bispezifischer Antikörper (Abkürzung: BsMAb von engl. bispecific monoclonal antibody), auch als Hybrid-Antikörper bezeichnet, ist ein Immunkonjugat, das aus Bestandteilen von zwei unterschiedlichen monoklonalen Antikörpern aufgebaut sind. Bispezifische Antikörper sind ein potenzielles Therapiekonzept in der Krebsimmuntherapie und Gegenstand von klinischen Studien.

Die Besonderheit des Antikörpers besteht in der Modifikation der Antigenbindungsstellen, die aus zwei scFv-Fragmenten bestehen. Jedes dieser Fragmente verfügt über je eine variable Domäne auf seiner leichten (VL) und seiner schweren (VH) Kette. Die vier Domänen sind über Peptidbrücken miteinander verbunden und bilden dadurch eine einzige Aminosäurekette. Die Bispezifizität drückt sich durch die Möglichkeit der Bindung des einzelnen Fragments an zwei unterschiedliche Zielstrukturen aus. 

 

Cevostamab

Cevostamab ist ein neuer bispezifischer Antikörper, der bei stark vorbehandelten Patient:innen mit refraktärem oder rezidiviertem Multiplen Myelom (r/r MM) zu einem dauerhaften und tiefen Ansprechen führt, wie die aktualisierten Ergebnisse einer laufenden Phase-1-Studie zeigen. Die Gesamtansprechrate (ORR) war von der Höhe der Zieldosis abhängig, nicht jedoch die Rate des Zytokinfreisetzungs-Syndroms (Cytokine Release Syndrome=CRS). Bei der Aufdosierung in 2 Schritten zeigte sich im Vergleich zu einer Aufdosierung in einem Schritt ein Trend für ein verbessertes Sicherheitsprofil im ersten Zyklus.

Cevostamab wird zur Zeit in einer offenen, multizentrischen Phase-I-Studie zur Bewertung der Sicherheit und Pharmakokinetik von eskalierenden Dosen von Cevostamab (BFCR4350A) bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom untersucht.

Elranatamab (Elrexfio®)

Elranatamab ist ein bispezifischer Antikörper, der an BCMA, das auf der Oberfläche von multiplen Myelomzellen stark exprimiert wird, und an den CD3-Rezeptor auf der Oberfläche von krebsbekämpfenden T-Zellen bindet und so eine Brücke zwischen beiden bildet, um eine Immunantwort zu aktivieren.

Die Bindungsaffinität zu BCMA und CD3 wurde optimiert, um eine potentiell stärkere T-Zell-vermittelte Anti-Myelom-Aktivität auszulösen. Die subkutane Verabreichung von Elranatamab soll höhere Dosen als die intravenöse Verabreichung ermöglichen, ohne dass es zu vermehrten unerwünschten Ereignissen kommt.

Linvoseltamab

Linvoseltamab ist ein auf das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) und CD3 zielender bispezifischer Antikörper. Es soll das Immunsystem bei der Krebsbekämpfung unterstützen. Es wirkt, indem es sich an zwei verschiedene Ziele anlagert: BCMA (insbesondere die krebsartigen Plasmazellen bei Erkrankungen wie dem Multiplen Myelom) und CD3 (ein Protein auf T-Zellen des Immunsystems). Durch die Verbindung dieser beiden Zelltypen hilft Linvoseltamab dem Immunsystem, die Krebszellen effektiver zu finden und abzutöten.

Linvoseltamab wird seit dem 1. Februar 2024 von der EMA geprüft, d. h. es ist theoretisch möglich, dass es gegen Ende 2024 von der EMA zugelassen wird und dann Mitte 2025 in Deutschland verfügbar sein.

Talquetamab (Talvey®)

Talquetamab ist ein neuartiger bispezifischer Antikörper, der sowohl auf GPRC5D, ein neues Target für multiples Myelom, als auch CD3, den T-Zell-Rezeptor abzielt. CD3 ist an der Aktivierung von T-Zellen beteiligt und GPRC5D ist auf Zellen von multiplem Myelom stark exprimiert. Ergebnisse aus präklinischen Studien in Mausmodellen zeigen, dass Talquetamab ein durch T-Zellen ausgelöstes Töten von GPRC5D-exprimierenden Zellen von multiplem Myelom durch die Rekrutierung und Aktivierung von CD3-positiven T-Zellen einleitet und die Bildung und das Wachstum von Tumoren hemmt.

Indiziert ist Talquetamab zur Monotherapie von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom, die zuvor bereits mindestens drei Therapien erhalten haben und deren Erkrankung unter der letzten Behandlung fortgeschritten ist. Zu den Vortherapien müssen ein Immunmodulator, ein Proteasom-Inhibitor und ein Anti-CD38-Antikörper zählen. Die Patienten sollen mit Talquetamab behandelt werden, bis es zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommt oder bis eine inakzeptable Toxizität auftritt.

Teclistamab (Tecvayli®)

Teclistamab (Tecvayli®) ist ein bispezifischer IgG4-PAA-Antikörper (full size), der auf den CD3-Rezeptor auf der Oberfläche von T-Zellen und auf das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) abzielt, das auf der Oberfläche von Zellen der B-Linie des malignen multiplen Myeloms sowie von B-Zellen und Plasmazellen im Spätstadium exprimiert wird. Mit seinen dualen Bindungsstellen ist Teclistamab in der Lage, CD3 + -T-Zellen in die Nähe von BCMA + -Zellen zu bringen, wodurch es zu einer Aktivierung der T-Zellen und der anschließenden Lyse und dem Tod der BCMA + -Zellen kommt; dies wird durch sezerniertes Perforin und verschiedene Granzyme vermittelt, die in den sekretorischen Vesikeln der zytotoxischen T-Zellen gespeichert sind. Dieser Effekt tritt unabhängig von der Spezifität der T-Zell- Rezeptoren oder der Abhängigkeit von Molekülen des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) der Klasse 1 auf der Oberfläche der Antigen-präsentierenden Zellen auf.

TECVAYLI wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom, die zuvor bereits mindestens drei Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff, einen Proteasom-Inhibitor, und einen Anti- CD38-Antikörper, und während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben.

top