Sowohl eine klassische Chemo- und Strahlentherapie als auch orale Antitumortherapeutika können die Schleimhäute großflächig schädigen. Da sich die Zellen der Schleimhaut rasch teilen, reagieren sie besonders empfindlich auf die Krebsbehandlung. Deshalb ist die Prävalenz einer Schleimhautentzündung im Mund (Stomatitis) und im gesamten Magen-Darm- und Urogenitaltrakt (Mukositis) unabhängig von der Tumorart relativ hoch. Die Prävalenz der oralen Mukositis beträgt bei der Verabreichung von Standardchemotherapien 40 Prozent, bei Hochdosistherapien z.B. im Rahmen der Melphalan-Hochdosis-Therapie bei einer autologen Stammzelltransplantation sogar bis zu 80 Prozent. Es kann bis zu vier Wochen dauern, bis die Entzündung nach der letzten Einheit eines Chemo- oder Strahlentherapiezyklus abheilt.
Die Kühlung der Mundhöhle mithilfe von Eiswasserspülungen oder Lutschen von Eiswürfeln während der Infusionen ist in der Lage, das Ausmaß und die Schwere der Läsionen zu begrenzen, heißt es etwa in der S3-Leitlinie Mukositis. Durch die Minderdurchblutung der Mundschleimhaut, so die Überlegung, verringere sich die Konzentration toxischer Substanzen in diesem Gewebe, und entzündliche Reaktionen werden unterdrückt.
Das große Problem dabei: Aufgrund des langen und intensiven Kältereizes - die Kältetherapie sollte bereits vor der Infusion beginnen und bis etwa eine halbe Stunde nach deren Ende fortgesetzt werden – ist sie eher schwierig zu handhaben. Angenehmer als die mitunter scharfkantigen Eiswürfel empfinden viele Patienten das Lutschen tiefgefrorener Fruchtwürfel oder -kugeln, etwa aus Ananas, Papaya oder auch Salbeitee. Auch eisgekühlte Butterkügelchen oder gekühlte Aloe-vera-Mundspüllösungen finden oft die Akzeptanz der Patienten.