Ergebnisse der Phase-3-Studie CANOVA zu Venetoclax beim Multiplen Myelom
AbbVie hat Daten aus der Phase-3-Studie CANOVA veröffentlicht, in der die Sicherheit und Wirksamkeit von Venetoclax (VENCLEXTA®/VENCLYXTO®) in Kombination mit Dexamethason (VenDex) bei Patienten mit t(11;14)-positivem rezidiviertem oder refraktärem (R/R) multiplem Myelom untersucht wurde, die bereits zwei oder mehr Behandlungen erhalten haben.
Die Daten zeigten nicht, dass die Behandlungskombination das progressionsfreie Überleben (PFS), den primären Endpunkt der Studie, signifikant verbesserte. Patienten, die VenDex erhielten, zeigten eine Verbesserung des medianen PFS von 9,9 Monaten im Vergleich zu 5,8 Monaten mit der Kombination aus Pomalidomid und Dexamethason (PomDex) als Vergleichstherapie.
Offenes Rennen zwischen CAR-T-Zellen und Stammzellen beim Multiplen Myelom
In seiner Emil-von-Behring-Vorlesung zeigte Prof. Dr. Herrmann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Uniklinikum Würzburg (UKW) und Sprecher des neu gegründeten Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA, die Entwicklungen auf „Von der Stammzell-Transplantation zur CAR-T-Zelltherapie am Beispiel des Multiplen Myeloms“.
Er demonstrierte Vor- und Nachteile der beiden Therapieformen und ging der Frage nach, ob die CAR-T-Zelltherapie eines Tages die Stammzelltransplantation, die immer noch die erste potentiell kurative Immuntherapie ist, ersetzen kann. Das Rennen zwischen CAR-T-Zellen und eigenen (autologen) oder fremden (allogenen) Blutstammzellen sei bei der Behandlung des multiplen Myeloms noch offen, De facto können die CAR-T-Zelltherapie noch viel von der allogenen Stammzelltransplantation lernen. Wichtig sei eine enge Kooperation zwischen Hämatologie und Transfusionsmedizin.
Multiples Myelom: Studie erreicht bessere Prognose für Patient:innen mit Hochrisiko-Myelom
Eine neuartige Kombination von vier Medikamenten, dem monoklonalen Antikörper Isatuximab, dem Proteasomeninhibitor Carfilzomib, dem Immunmodulator Lenalidomid sowie dem Glucocorticoid Dexamethason. hat die Prognose von Patient:innen mit einem Hochrisiko-Myelom, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks, verbessert. Eine im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) initiierte klinische Studie, an der 20 deutsche Behandlungszentren teilgenommen haben, zeigt, dass knapp 80 Prozent der Patient:innen bis 70 Jahre sowie mehr als 60 Prozent der Patient:innen über 70 Jahre zwei Jahre nach Abschluss der Therapie rückfallfrei waren.
Talquetamab (Talvey®): Antikörper mit neuem Target bei multiplem Myelom
GPRC5D heißt eine bisher noch nicht adressierte Zielstruktur auf Zellen des multiplen Myeloms. Mit Talquetamab kam im September ein erster Antikörper auf den Markt, der auf GPRC5D abzielt.
Am multiplen Myelom, einer Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome, erkranken pro Jahr etwa sechs bis acht Personen pro 100.000 Einwohner. Nach anfänglichem Ansprechen auf eine Therapie verliert diese bei Patienten mit multiplem Myelom häufig ihre Wirksamkeit, sodass weitere Therapielinien notwendig werden. Wirkstoffgruppen, die dabei eingesetzt werden, sind etwa Immunmodulatoren, Proteasom-Inhibitoren und Anti-CD38-Antikörper. Zuletzt haben außerdem T-Zell-Redirektionstherapeutika, die auf das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf Myelomzellen abzielen, die Therapieoptionen beim multiplen Myelom erweitert.
Mit Talquetamab (Talvey®, Janssen Cilag) kommt nun ein Wirkstoff mit einem neuen Angriffspunkt hinzu. Der bispezifische Antikörper richtet sich gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren der Familie C, Gruppe 5, Mitglied D (GPRC5D) auf Myelomzellen einerseits und CD3-Rezeptoren auf T-Zellen andererseits. Bindet Talquetamab mit seinem einen Ende an GPRC5D und mit dem anderen an CD3, werden dadurch die beiden Zellen einander angenähert; die T-Zelle wird aktiviert und tötet die Myelomzelle ab. Außer auf Mylomzellen kommt GPRC5D nur in sehr geringem Umfang auf gesunden B-Zellen und B-Vorläuferzellen sowie auf Haarfollikel- und Hautzellen vor.
Ein Maß für die Knochenregeneration beim Multiplen Myelom
Eine Studie vom Uniklinikum Würzburg liefert erstmals ein Maß, um die Knochenregeneration beim Multiplen Myelom zu beurteilen. Die Vermessung der Läsionsgröße ist ein verlässlicher Parameter für die Definition des Endpunktes in geplanter Folgestudie zur Bewegungstherapie.
„Das ist die gute Botschaft: Eine Knochenregeneration findet statt. Es ist möglich, das Innere des Knochens wiederaufzubauen“, freut sich Prof. Dr. Franziska Jundt. Die Oberärztin der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW hat selbst nicht mit so einem positiven Ergebnis gerechnet, dass man mit modernen Therapien 22 Prozent Regeneration erreichen kann. Aber die Lücke zu 100 Prozent sei noch zu groß. „Deshalb benötigen wir unbedingt neue Therapieideen, um den Knochenaufbau anzustoßen.“